Ludwig von Bieren (* 24. Juni 1604 in Cara; † 21. September 1672 in Halberstadt war ein deutscher Domherr, Senior und Cellarius des hochadligen Stifts zu Halberstadt und Erbherr auf Cara.
Grabplatte Ludwig von Bieren im Kreuzgang im Dom Halberstadt
Leben:
Ludwig stammte aus dem Adelsgeschlecht von Bieren (heutige Schreibweise Byern) und war der Sohn des Erbherrn von Karow (damals „Cara“ oder „Chara“ genannt), Heinrich von Bieren und dessen Ehefrau Elisabeth geborene von Göhren aus dem Hause Kemnitz. Sein Großvater Marten von Bieren war spätestens 1557 mit seinen Geschwistern Gutsbesitzer in Karow, während sein Urgroßvater Jochen von Bieren Erbherr auf Tucheim und Wülpen war.
Als Ludwig von Bieren etwa das 12. Lebensjahr erreicht hatte, schickten ihn seine Eltern zur Schule nach Quedlinburg, wo er vier Jahre unterrichtet wurde. Aufgrund einer Krankheit musste er wieder zurück auf das elterliche Gut.
Im Reformationsjubiläumsjahr 1617 wurde ihm von seinem Vetter Joachim Ernst von Bieren, der damals Domherr und Subsenior in Halberstadt war, eine Kanonikerstelle am dortigen Dom verliehen. Für den Antritt dieser Stelle machte sich ein Theologiestudium an der Universität Wittenberg erforderlich, das er zwischen 1626 und 1628 absolvierte. Durch Erlass des Restitutionsediktes von 1629 verlor er die Kanonikerstelle in Halberstadt. Er ging zurück zu seinen Eltern und hielt sich auch einige Zeit bei dem Bruder seines Vaters, der damals die Kommende Buro leitete, auf.
1635 konnte er gemeinsam mit anderen evangelischen Domherren wieder nach Halberstadt zurückkehren. Nach dem Tod des bisherigen Domdechanten und Cellarius Jobst Ludolf von Stedern erfolgte 1661 seine Ernennung zum Cellarius. 1668 wurde er zusätzlich zum Senior ernannt.
Ludwig von Bieren starb nach kurzem Krankenlager, bei dem er auch von Dr. Haberstroh aus Wernigerode medizinisch versorgt wurde, am 21. September und wurde am 19. November 1672 im Dom zu Halberstadt beigesetzt. Bei den Trauerfeierlichkeiten hielt der Halberstädter Diakon Peter Henning die Leichenpredigt, die durch Johann Erasmus Hynitzsch in Halberstadt in Druck gegeben wurde.
Familie
Ludwig von Bieren lebte zunächst über 40 Jahre im ledigen Stande. Nachdem er Anna, die Witwe des Halberstädter Domherrn Friedrich von und zu Schachten, kennen- und liebengelernt hatte, heiratete er diese Frau aus dem Adelshaus Wurmb. Die Hochzeit fand am 12. Februar 1646 in Halberstadt statt.
Ludwig Wurmb auf Großfurra, Sundhausen und Bielen, wurde nun der Schwager von Ludwig von Bieren. Seine Schwester Anna machte Forderungen auf das Erbe des verstorbenen Vaters Levin Wurmb geltend und beide einigten sich im Jahre 1636 vertraglich, dass Letztere aus der väterlichen Verlassenschaft das Rittergut in Sundhausen erhalten sollte, dass der Vater zu Lebzeiten von Ludolf von Sundhausen gekauft hatte. Das Rittergut Sundhausen wurde somit 1646 mit in die Ehe gebracht. Da der Ort vom Nordharz etwas schwer zu erreichen war, war Ludwig von Bieren froh, als er dieses Rittergut am 3. Dezember 1655 in der Reichsstadt Nordhausen für 6000 Reichstaler an den Walkenrieder Amtmann Dietrich Wagner verkaufen konnte. Die Zahlung der ersten Hälfte der Kaufsumme wurde zum 1. Januar 1656 vereinbart, letztendlich verzögerte sich die Zahlung der zweiten Hälfte um noch viele Jahre.
Ludwig von Bierens Ehefrau Anna brachte aus ihrer ersten Ehe drei Söhne mit in die Ehe. Ihn überlebten Anna und die drei Söhne Dietrich Levin von und zu Schachten, Rittmeister im Dienst des Kurfürsten von Brandenburg, Christoph Heinrich von und zu Schachten, Kapitänleutnant zu Ross in der holländischen und westfriesländischen Armee, sowie Werner von und zu Schachten, fürstlich-braunschweigischer Leutnant zu Ross.
Quellen:
Peter Hennig: Justor Euthanasia. Seelige Sterbe-Kunst der Gerechten, Halberstadt 1673.
Anfang des 17. Jahrhunderts kam Tucheim in den Besitz der Familie von der Schulenburg: 1602 kauften die Brüder Levin IV. (1571–1614), Hans XI. (1572–1611) und Joachim Friedrich (1581–1633) vom schwarzen Stamm der Familie von der Schulenburg, Söhne von Werner XVII. von der Schulenburg und Bertha Sophie geb. von Bartensleben aus dem Hause Wolfsburg, Tucheim von Jobst von Hopkopf, Komtur zu Wietersheim. Nach anderer Quelle wurde Tucheim 1603/04 von der Familie von Byern an die von der Schulenburg verkauft.
Joachim Friedrich von der Schulenburg brachte Tucheim durch Abfindung seiner beiden älteren Brüder und Zukäufe ganz an sich und ließ ein Herrenhaus auf dem Grund der alten erzbischöflichen Burg erbauen. Aus seiner Ehe mit Bertha von der Schulenburg ging der Sohn Werner XXII. (1611–1644) hervor, der das Gut Tucheim erbte. Werner XXII. von der Schulenburg, kurbrandenburgischer Kammerherr und Dompropst zu Brandenburg, blieb ehelos.
1644 erbten daher seine beiden Vettern, die Brüder Achaz II. (1610–1680) und Hans Georg I. (1613–1677) von der Schulenburg, das Gut Tucheim. Sie waren Kinder seines Onkels Levin IV. von der Schulenburg (1571–1614) und dessen Ehefrau Anna Maria geb. von Veltheim aus dem Hause Harbke (1580–1633). 1651 überließ Achaz II. von der Schulenburg das Gut Tucheim seinem jüngeren Bruder Hans Georg I., er bekam stattdessen Anteile an Beetzendorf und Walsleben.
Aus der Ehe von Hans Georg I. von der Schulenburg mit Elisabeth geb. von der Asseburg ging der Sohn Johann (1650–1719) hervor, der das Gut Tucheim übernahm. Johann von der Schulenburg hielt das Gut Tucheim bis 1718, dann tauschte er es mit Levin Dietrich von der Schulenburg (1678–1743), dem Sohn seines Vetters Dietrich Hermann I. (1638–1693), gegen das Gut Rittleben ein und nahm dort seinen Wohnsitz.
Da Levin Dietrich von der Schulenburg mit seiner Ehefrau Katharina Sophie geb. von der Asseburg aus dem Hause Meisdorf-Falkenstein (1686–1780) 16 Kinder hatte, ließ er das Herrenhaus abbrechen und durch einen größeren, zweistöckigen Neubau mit Mansarddach ersetzen, der bis heute erhalten ist.
Der dritte Sohn von Levin Dietrich und Katharina Sophie von der Schulenburg, Achaz Albrecht Ludwig (1713–1778), übernahm das Gut Tucheim und zahlte seine sechs noch lebenden Brüder aus. Achaz Albrecht Ludwig von der Schulenburg heiratete Anna Elisabeth von Mirbach (1733–1808). Ihr erster Sohn Dietrich Ernst Otto Albrecht (1756–1831) nahm Abschied vom Militär, um das Gut Tucheim zu bewirtschaften.
1800 überließ Dietrich Ernst Otto Albrecht von der Schulenburg das Gut Tucheim seinem jüngeren Bruder Friedrich Ferdinand Bernhard Achaz (1772–1847), nachdem er von seinem 1791 kinderlos verstorbenen Onkel Johann Heinrich von der Schulenburg die Standesherrschaft Lieberose geerbt hatte.
1834 verkaufte Friedrich Ferdinand Bernhard Achaz von der Schulenburg das Gut Tucheim an den Kammerherren Brandt von Lindau, um in Lieberose Schulden abzutragen. Danach wechselten die Besitzverhältnisse des Gutes Tucheim in schneller Folge.
Im 19. Jahrhundert bekam das Gutshaus seitliche Erweiterungen.
1892 erwarb ein Herr Struwe das Gut. 1901 verkaufte er zunächst das Gutshaus an den ehemaligen Generalleutnant Hans von Hobe (1843–1928) und teilte danach den Landbesitz in 134 Grundstücke, die er einzeln veräußerte. 1901 wurde auch der Turm erbaut, womit das Gutshaus, das auch als „Schloss Tucheim“ bezeichnet wird, seine heutige Gestalt bekam.
Heute befindet sich das Gutshaus in Privatbesitz.
Quellen:
- Ute Bednarz, Folkhard Cremer: Dehio-Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Sachsen-Anhalt I, Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München / Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7.
- Bruno J. Sobotka (Hrsg.): Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Sachsen-Anhalt. 1. Aufl., Stuttgart 1994.
- Dietrich Werner Graf von der Schulenburg, Hans Wätjen: Geschichte des Geschlechts von der Schulenburg 1237 bis 1983. Niedersachsen-Druck und Verlag Günter Hempel Wolfsburg, ISBN 3 87327 000 5, Wolfsburg 1984, S. 83, 85, 100–101, 108–109, 123, 196–197, 204–205, 207 und 209–210
ehemaligen Rittergüter der Familie von Byern
Tucheim 1338 – 1604
Gero von Byern war seit 1338 Herr auf dem Rittergut in Tucheim. Mit grosser Wahrscheinlichkeit befand sich das Schloss Tucheim schon 1312 im Besitz der von Byern. Der Sohn von Gero, Friedrich war bis 1379 Herr auf Karow. Er hatte fünf Söhne: Gero urkundliche Erwähnung 1385, Friedrich gestorben 1414, Gerhardt urkundliche Erwähnung 1392,Heidenreich ,genannt Heyde“ gestorben 1398 und Heinrich urkundl. Erwähnung 1403, alles Zusammen bewirtschaften unter anderen die Rittergüter Karow und Tucheim. Heinrich der urkundlich Erwähnt wurde 1403 , sein Sohn Heinrich erbte als einziger Nachkomme die Rittergüter. Dessen fünf Söhne bewirtschaften wie schon seine Vorfahren die Rittergüter gemeinsam. Von den fünf Söhnen hatte der erstgeborene Gero von Byern, gestorben 1478 zwei Nachkommen, Joachim von Byern, gestorben 1516 und Heinrich die403 Forbiddendann alleine das Rittergut Karow übernahmen. und der letztgeboren Jacob von Byern ebenfalls zwei Söhne erbten Tucheim.
Die Söhne Christoph ,verstorben 1500, und sein Bruder Jacob von Byern ,verstorben 1506, verwalteten gemeinsam die Rittergüter Tucheim. Der Erbe wurde Joachim von Byern verstarb 1552, war der Sohn von Jacob. Christoph von Byern hatte keine Nachkommen. Von den acht Söhnen von Joachim von Byern, bekam Moritz von Byern, verstorben 1580 das Schloss. Seine Söhne Joachim, Jacob und Moritz verkauften das Schloss 1603. Ein anderer Sohn von Joachim von Byern, ebenfalls Joachim genannt, bekam den Burglehnhof zu Tucheim. Am 14.Juni 1604 wurde der Burglehnhof an von der Schulenburg verkauft.
ehemaligen Rittergüter der Familie von Byern
1686 ging das Lehen auf Joachim Ernst von Grumbkow, einem brandenburgischen General, Staatsminister und Hofmarschall. Die Familie von Grumbkow kümmerte sich nur wenig um Karow. In der Folge verfielen die Gebäude und das Rittergut wurde mit Schulden belastet. 1708 kaufte Marquard Ludwig von Printzen für die Summe von 27.000 Taler das Gut Karow. Da dieses mit 21.680 Talern belastet war und von Printzen diese Schuldlast übernahm, musste er lediglich 5.320 Taler an von Grumbkow zahlen. Marquardt Ludwig von Printzen ließ auf dem Fundament eines Vorgängerbaus das barocke Gutshaus bauen.
1773 starb Friedrich Wilhelm von Printzen, Sohn von Marquardt Ludwig, worauf dessen Tochter Elisabeth Sophie Karow mit allem Besitz erbte. Diese war mit Wilhelm Friedrich von Wartensleben verheiratet. Im Jahr 1793 wurde das Rittergut auf den gemeinsamen Sohn Ludwig Christian von Wartensleben übertragen, der dieses in vierzig Jahren einerseits von einer bedeutenden Schuldenlast befreite und andererseits das Gutshaus ausbauen und einen Gutspark und Alleen anlegen ließ.
Um 1810 wurde nördlich des Guts- oder Herrenhauses ein Gutsgebäude auf einem aus Feldsteinen bestehenden Fundament eines Vorgängergebäudes errichtet. Von 1833 bis 1886 war Gustav Ludwig von Wartensleben Besitzer der Gutes Karow. Unter ihm wurde gegen 1840 eine Brennerei ebenfalls auf Feldsteinfundament an das nördliche Gutsgebäude angebaut. Die Brennerei wurde als frühes neugotisches Bauwerk errichtet. 1886 erbte Hermann Alexander von Wartensleben das Rittergut und hielt es bis 1921. Ihm zu Ehren wurde im Ehrenhof des Gutshauses ein Obelisk errichtet. Er war Träger des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler und Kommendator des Johanniterordens. Letzter Besitzer aus der Familie von Wartensleben war schließlich Friedrich Wilhelm von Wartensleben (1873–1954), seit 1774 im Besitz der genannten Vorfahren, vormals Familienfideikommiss.Diesem wurde nach dem Zweiten Weltkrieg das Gutshaus samt Ländereien im Zuge der Bodenreform durch die sowjetische Verwaltung enteignet.
Es folgte ab 1951 zunächst die Nutzung des Gutshauses als Schulhaus. 1955 bis 1957 wurde das Gebäude umfassend baulich verändert. Die Seitenflügel wurden teilweise abgerissen und der mittlere Flügel entkernt. Die vormalige Innenausstattung ging im Zuge dessen weitgehend verloren. Später wurde das Gutshaus als Jugendclub und Kindergarten genutzt.
Mitte der 2000er Jahre erwarben Birgit und Heinrich Baumgärtel das Gutshaus und Anwesen und mehrere Nebengebäude. Seither wurden umfangreiche und wiederherstellende Sanierungsmaßnahmen vorgenommen. Diese wurde vorrangig mit privaten Mitteln, teilweise aber auch mit Geldern des Landes und der Europäischen Union gefördert. So wurde beispielsweise der östliche Seitenflügel an historischen Vorbild orientiert wieder hergestellt. Eine Dachsanierung erfolgte am Herrenhaus, eine Laterne wurde wieder aufgesetzt, am ehemaligen Kuhstall und der alten Brennerei.Im Gutshaus befinden sich neben der Wohnung des Besitzers Mietwohnungen und ein Kindergarten. Die Sanierung wird weiter betrieben.